Tolle Dokumentation über die Arbeit von Mtoto wa Tanzania–Deutschland e.V. vor Ort

Bei ihrem letzten Aufenthalt hatten die beiden Vorsitzenden von Mtoto wa Tanzania – Deutschland e.V. Edmund und Maria Huvers eine Kamera vom Videoportal borio.tv mit auf die Reise genommen. Sie drehten einen beeindruckenden Film über die Arbeit der Hilfsorganisation vor Ort, der von der Redakteurin Katja Südholt anschließend geschnitten wurde.

Sensationell: Über 8.000,00 € an Spenden erlaufen!!

Titelbild Neu 5 TV

Mtoto wa Tanzania – Deutschland sagt dem Ultraläufer Stefan Beckmann ein Riesendanke für diese außerordentliche Aktion: Mehr als 8.000,00 € hat Stefan Beckmann bei seinem Lauf des Lebens erlaufen. Die Spenden fließen nun in Projekte von “Mtoto wa Tanzania – Deutschland e.V. ein. Die Hilfsorganisation unterstützt benachteiligte Kinder und Jugendliche in Tansania.

Kilometerzähler FB

Kilometerspendenstand am 07.10.2014

Hier beschreibt Stefan Beckmann wie er selber seinen Lauf erlebt hat:

Das Goldsteig UltraRace vom 27.09. – 05.10.2014 oder mein ständiger Ritt auf der Rasierklinge

Lauf 2

In der letzten Woche stand mein wohl bisher ultimatives Lauferlebnis an. Nein kein Transalpine Run, UTMB,Spartalon, sondern der gesamte Goldsteig mit 661 km und ca. 19000 Höhenmetern, Deutschlands längster Toptrail, sollte lauf-technisch bezwungen werden. Und eins kann ich sagen, es war ein Trail wie er im Buche steht für aller höchste Ansprüche! Es ging über Stock und Stein, Felder und Wiesen, Felsen und Steige. Berge mussten bezwungen werden und teilweise endete der Weg im nirgendwo und es ging durchs Unterholz weiter.

Außerdem diente mein Lauf auch noch dem guten Zweck. So wurde von meinem Verein TV Borken die "Aktion Lebenslauf – Laufen für die Menschlichkeit" ins Leben gerufen,um durch das Sammeln von Spendenkilometern, Waisenkinder in Tanzaniazu unterstützen. Die Kinder werden durch den Borkener Verein mtoto wa tanzania betreut und deshalb war es für mich sofort klar, mich dem Dienste der Guten Sache unterzuordnen. Natürlich stand ich unter enormen Erfolgsdruck und wollte um "jeden" Preis finishen.

Das ganze Laufjahr habe ich mich akribisch auf dieses Rennen vorbereitet, sehr viele, sehr lange Läufe absolviert (Hexenstieg Ultra 219 km, TorTour de Ruhr 230 km, 100Meilen Berlin, Stunt100). Es wurde eine genaue Streckenstrategie ausgearbeitet, mein Lauffreund Rai wollte mich begleiten und mein Sohn Simon unser Betreuer, dessen Aufgaben er mit Bravour meistern sollte.

Am Samstagmittag ging es um 12:07 Uhrin Marktredwitz los. Natürlich herrschte eine gewisse Ungewissheit, aber auch viel Zuversicht vor. Beim Lauf ging es sofort zur Sache. Die ersten Felsen mit ihren Burgen mussten bezwungen werden und anschließend ging es durch einen wunderschönen Landstrich, dem Land der 1000 Seen. Genau im Zeitplan war Neustadt an der Waldnaab erreicht und dort wartete die Lauffreundin Karin Forster auf die Läufer, um diese ausgiebig zu versorgen! Da geht einem das Herz auf.

Lauf 3

Danach ging es in die Nacht, durch die Wolfslohklamm und etliche Felsformationen. Das Geläuf war äußerst anspruchsvoll und bei km 70 passierte es und ich knickte mit meinem linken Fuß um. In Schonhaltung ging es weiter bis nach Leuchtenberg(Km 85), wo wir erstmal eine Schlafpause einlegten!!

Am Sonntag stand dann eine der Königsetappen an, denn wir wollten abends den km 200 in Furth im Wald erreichen. Aber wir hatten die Rechnung ohne den Bayerischen Wald gemacht. Die Wege waren gelinde gesagt schwierig. Die Füße waren durch die Wegverhältnisse permanent nass und Wurzeltrails wechselten sich immer wieder mit Felsentrails ab. So gab es keinerlei Erholung für meinen linken Knöchel und durch die Schonhaltung machte sich zum ersten Mal das Schienbein bemerkbar. So wechselte ich regelmäßig die Schuhe und durch das unterschiedliche Dämpfungsverhalten hatte ich den Schienbeinschmerz sehr gut unter Kontrolle. Aber wir kamen irgendwie nicht voran und erreichten Furth im Wald erst nach Mitternacht, lagen aber dennoch auf den 4./5.Platz.

Am Montag sollten es nur ca. 60 km werden, aber die hatten es in sich!. Bei strahlendem Sonnenschein ging es in der Frühe los, um die wohl 15 Berge zu bezwingen.Einer war schöner als der andere, die Etappe war ein Augenschmaus, aber die Wege hatten es enorm in sich. Gegen diese Etappe war jeder Etappe des TAR nur ein ein Sommerspaziergang!! Das permanente Klettern über die Felsformationen zog einem den Saft aus dem Körper und malträtierte Knochen und Fußgelenke. Aber die 12 tausender Route,mit dem Enzian, kleinen und großen Arber als krönenden Abschluss war aber auch Balsam für die Sinne. Diese Strecke muss man mal gelaufen sein! Aber wir haben auch etliche Stunden länger gebraucht als geplant, so dass die Ruhepause in Bayerisch Einsenstein bei km 260 wieder deutlich kürzer ausfallen musste.

Denn Dienstag sollte es bis zur Haidmühle bei km 360 gehen. Zwar durften wir auf Grund von Nationalparkvorgaben eben diesen nicht mit 40Teilnehmern innerhalb von 2 Tagen durchwandern (sanfter kann einTourismus nicht sein!), so dass wir eine Ausweichstrecke laufen mussten. Da diese recht kurzfristig kam, stimmte hier unsere Abstimmung mit Simon nicht. So habe ich mich im Vorfeld mit den Verpflegungsabständern deutlich vertan, so dass ich auch meinen Schuhwechsel nicht wie gewohnt vornehmen konnte. Das Schienbein verschlechterte sich zunehmend. Die Strecke war trotzdem wunderschön. Es ging immer auf und ab, durch phantastische Moorlandschaften und war technisch relativ einfach lauf bar. Wir trafen unterwegs immer wieder Matthias und liefen mit ihm gemeinsam in Haidmühle ein. Wir schliefen eine Stunde länger, da wir aufkeinen Fall im Dunkeln loslaufen wollten.

Am Mittwoch gab es nämlich direkt zu Beginn des Streckenabschnitts die Besteigung des Dreisessel und die Durchquerung des Felsenmeeres.

Als wir morgens auf die Strecke gingen regnete es in Strömen. Die Wege verwandelten sich in Sturzbäche und die Wurzel- und Felsentrails waren glatt wie Schmierseife. So hat es uns voll an der schwierigsten Stelle erwischt. Die Gegend waratemberaubend schön und die kilometerlange Überquerung des steinernen Meeres der absolute Höhepunkt des Laufes. Man musste höllisch aufpassen Es war so glatt und schmierig auf den Felsen,dass wir auf allen Vieren kriechen mussten, um nicht abzustürzen. Da haben wir für 2 Kilometer über 1 h gebraucht.
Die permanenten Kipp- und Drehbewegungen taten auch den Gelenken gar nicht gut. Gegen Mitternacht erreichten wir mit Km 430 Passau. Damit war die Nordroute bezwungen, aber es war jetzt schon klar, dass die noch folgenden 230 km orthopädisch kaum zu schaffen sein würden. Aber 430 km in dieser Zeit, wir sind schließlich ja zwischen durch immer noch gelaufen,waren schon ein respektables Ergebnis und ist für einen LAUF dieser Art m.E. auch eine Schallgrenze.

Lauf 1

Der Donnerstagmorgen fing für mich mit einem unerwartetem Rückschlag an. Rai stand vor der Tür und sagte, dass er auf Grund seiner Knöchelbeschwerden auf keinen Fall weiterlaufen werde. Auch mir ging es nicht gut, habe mich mit Simon und meiner Frau beraten und entschieden doch noch einen Abschnitt anzugehen. Inzwischen hatte der in Führung liegende Spanier, der von einem ganzen Betreuungsstab gepflegt wurde, aufgegeben, da sich durch den Regen seine ganzen Fußsohlen aufgelöst hatten. Auch de r Drittplatzierte Chinese Jin Cao musste im Laufe dieser Etappe auf Grund orthopädischer Probleme aufgeben. Auch dies zeigt, dass  für Läufer Distanzen über 400 km problematisch werden. Bei mir lief die Etappe viel besser als erwartet. Es ging wunderschön an der Ilz entlang.Die Strecke wäre wundervoll joggbar gewesen, aber die mechanische Belastung wurde für das Schienbein einfach zu hoch, so wurde ich zum Speedwanderer. Ich kam super voran,war noch im Hellen auf dem Brotjackriegel und schloss zu Matthias auf, so dass wir gemeinsam auf dem 2. Platz relativ früh in Lalling bei km 494 eintrafen. So stand mir eine 10 stündige Erholungspause zur Verfügung und war voller Selbstbewusstsein, doch finishen zu können.

In der Nacht merkte ich schon, dass etwas nicht stimmte. Der Körper fuhr einfach nicht runter, alles tat weh und insbesondere das linke Schienbein pochte. Als ich morgens aufstehen wollte, fühlte es sich so an, als ob mir jemand ein Messer ins Schienbein sticht. Ich konnte mich kaum bewegen. Zwar war die Muskulatur in Ordnung, aber mir war sofort klar, ein Weiterkommen wäre nur mit einer hohen Dosierung von Schmerzmitteln möglich gewesen. Das wollte ich auf gar keinen Fall. Hier muss Schluss sein,um keine bleibenden Schäden zu provozieren. Ein bisschen Restvernunft muss man sich als Läufer immer bewahren, auch wenn es schwer fällt und in meinem Umfeld die Erwartungshaltung nicht zuüberbieten war! Aber dafür laufe ich einfach zu gerne.

So stand für mich fest: Bei km 494 muss ich auf Grund orthopädischer Probleme meine Mission "AktionLebenslauf – Laufen für die Menschlichkeit" auf dem 2. Platz liegend schweren Herzens abbrechen.

Mein Sohn Simon und Rai haben wirklich alles getan, um mich durchzubringen. Dafür bin ich unendlich dankbar. Ich bin unendlich stolz auf meinen Sohn, dass er diese Aufgabe mit seinen 21 Jahren so angenommen und souverän erfüllt hat. Hut ab!! Das Raimund der beste Laufkumpel ist, den man sich wünschen kann, wusste ich ja vorher. Aber das wir uns selbst in jeder Krisensituation blind verstanden haben, ist von unschätzbaren Wert. Wir werden noch viel Läufe gemeinsam aus Spaß am Laufen rocken!!! Die Muskulatur und meine Füße (nicht eine Blase) waren noch relativ fit und hätten mich 100%ig ins Ziel gebracht. Aber mit einer Entzündung im Schienbein kann und darf ich auch meiner Familie zu liebe nicht weiterlaufen. Denn wenn für mich ein Finish von der Dosierung des Schmerzmittels abhängt, kommt es für mich persönlich überhaupt nicht in Frage.

Mein ganz persönliches Fazit:

Einen derartigen "Lauf" werde ich nie wieder machen. Das zwischen drin schwierige Streckenpassagen sind und man dort nicht laufen kann, gehört zu einem richtigen Trail dazu. Aber Streckenlängen deutlich über 400 km, bei diesem Untergründen haben nachher mit Laufen nichts mehr zu tun und sind nicht mein Ding.

Der Goldsteig ist ein atemberaubend schöner Weg und braucht sich auch vor den tollsten Alpentrails nicht im geringsten zu verstecken! In jedem Fall braucht man auch bei Sommerwetter wasserdichte Socken!

Was mich besonders freut ist, dass die Aktion Lebenslauf – Laufen für die Menschlichkeit ein so großer Erfolg war. Mit einem Spendenergebnis von deutlich über 8000 € habe ich selbst in meinen kühnsten Träumen nicht gerechnet. Darüber hinaus hat durch diese  Aktion der Borkener Verein Mtoto wa Tanzania Deutschland e.V. die Aufmerksamkeit erreicht, die er verdient. Wenn ich dazu ein bisschen beigetragen habe, hat sich mein Projekt 500 auch so sehr gelohnt! Dafür danke ich allen, die dazu beigetragen haben!!

Jetzt möchte ich das Projekt noch würdig abschließen, in dem ich für die Spender aber auch allen anderen Interessierten einen persönlichen Einblick über meine Erfahrungen rund um den Lauf, von der Vorbereitung, über die Ausrüstung und Planung bis zur Strecke gebe, um auch zu zeigen was die Teilnahme an einem derartigen Event bedeutet.

Ja natürlich bin ich auch froh und stolz, die 494 km mit ca. 13500 Höhenmetern auf dem Goldsteig in 128h 28 min auf dem 2. Platz liegend mit Matthias absolviert zu haben.

Es freut mich ganz besonders, dass Matthias, Tini und Andreas das Ding trotz aller Widrigkeiten finishen konnten!!!

Ich freue mich schon jetzt auf die nächsten Laufabenteuer mit Rai, wie den Junut, WiBoLT, MUM undTransalpine in 2015.

Der Hexer hat wie immer eine tolle Laufveranstaltung organisiert – einfach klasse – Danke Micha!!! Für mich persönlich wäre aber eine Streckenlänge bis Passau – 430 km absolut ausreichend.

Impressionen vom Solidaritätslauf zu Startbeginn vom TV Borken 1922 e.V.

DSC_0636

DSC_0625

DSC_0637